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10 Fakten über Menstruationsblut, die Du so ganz sicher noch nicht kanntest




von: Blutschwestern | veröffentlicht am: 18.01.2023



Kaum eine zweite Körperflüssigkeit wird wohl so sehr tabuisiert und geshamed wie Menstruationsblut. Abneigung, Ekel und Peinlichkeit sind in Gesprächen und Kommentaren deutlich spürbar (insofern denn überhaupt darüber geredet wird). Für viele steht Periodenblut auf einer Stufe mit Fäkalien, Eiterpickeln, Fingernägeln oder Spucke. In Wahrheit ist Menstruationsblut aber nicht nur ein wahres körperliches Wunderwerk, sondern hat auch unfassbar viele symbolische Bedeutungen und eine lange Geschichte.

Glaub uns, nachdem Du diese 10 Fakten über Menstruationsblut gelesen hast, bist Du genauso Fan wie wir!






1. Menstruationsblut war heilig und gefürchtet zugleich

Bereits die frühesten menschlichen Kulturen waren fasziniert von der Schöpfungskraft des Menstruationsblutes. Sie beobachteten, wie Frauen das Blut etwa einmal im Mondzyklus (die erste menschliche Zeitrechnung) von sich gaben, ohne dabei Schmerzen zu empfinden - etwas, das vor allem den Männern völlig fremd war. Manchmal wiederum behielten sie das Blut bei sich und etwa 9 Monate später erblickte ein neuer Mensch das Licht der Welt. Vor allem Männer sahen das Blut des Schoßraums als Essenz allen Lebens an und betrachteten es voller Ehrfurcht.

Wörter und Begriffe, die für die Menstruation verwendet wurden, waren oftmals Wörter, die gleichzeitig auch so etwas wie “unbegreiflich”, “übernatürlich”, “heilig”, “Geist” oder “Gottheit” aussagten. Und auch alte arabische Wörter für “rein” und “unrein” wurden wie das lateinische “sacer” vor allem in Verbindung mit Menstruationsblut verwendet.

Selbst das Wort “Tabu”, das wir auch heute noch sehr häufig im Kontext der Menstruation benutzen (siehe unseren Blogartikel “Wirf Scham, Stigma und Tabu über Bord! Wieso die Periode dringend einen Imagewandel verdient”) stammt ursprünglich von dem polynesischen Wort “tupua”, was mit “heilig, magisch” übersetzt werden kann, aber auch mit “unheimlich” und sich dabei vor allem auf Menstruationsblut bezieht.





2. Die Menschen glaubten, menschliche Seelen wurden aus Menstruationsblut gemacht

Dem Denken mancher Frühkulturen zufolge, blieb das Menstruationsblut manchmal im Mutterleib zurück, um zu einem Kind zu “gerinnen”.

Die Maoris, die Natives Neuseelands, glaubten, menschliche Seelen werden aus Menstruationsblut gemacht, das dann im Leib der Frau Form annimmt und zu einem

Menschenkind wird.

Auch manche Völker Afrikas glaubten an das geronnene Menstruationsblut, das sich zu einem Menschen formt.

Aristoteles, ein bedeutender Gelehrter, Philosoph und Naturforscher der Antike, glaubte ebenfalls an die Theorie, menschliches Leben entstehe aus geronnenem Periodenblut.

Und auch Plinius, ebenfalls ein Gelehrter der Römer, befand das Menstruationsblut als die “materielle Substanz der Fortpflanzung”. Seiner Vorstellung nach sei dies vergleichbar mit Quark, der dann irgendwann anfängt zu leben und die Form eines menschlichen Körpers annimmt.

Noch bis zum 18. Jahrhundert lehrten medizinische Fakultäten Europas diese Theorie über die vorgeburtliche Bedeutung des Menstruationsblutes.


3. Auch Adam (ja, der von Adam und Eva) ist eigentlich aus Menstruationsblut gemacht

In Mesopotamien (heutiger Irak) gab es die Vorstellung, dass die Große Göttin Ninhursag die Menschen aus Lehm gemacht und ihnen ihr “Blut des Lebens” eingeflößt habe. Sie wurde auch die Töpferin genannt und brachte den Frauen bei, Lehmpüppchen zu formen und diese als Empfängniszauber mit ihrem Blut zu bestreichen.

Adam soll ebenfalls und ursprünglich auf diese Weise geschaffen worden sein.

Das weibliche “adamah” bedeutet “blutiger Lehm”, wird aber heutzutage auch oft mit “rote Erde” übersetzt. Die biblische Geschichte von Adam war im Grunde die Kopie eines älteren und weiblich orientierten Schöpfungsmythos, der von der Entstehung des Menschen aus Lehm und Mondblut handelte.

Die Grundlage hierfür entstammt der Hindu-Theorie, laut der die Substanz der Großen Mutter während der Schöpfung immer dicker wird und so Klumpen bildet. Alles Grobstoffliche, also alles, was wir mit unseren Händen berühren können, ist eine Art Kruste. Auf diese Weise soll auch der Kosmos entstanden sein. Und genau diese Vorstellung wurde in zahlreiche Mythen, Sagen und Religionen übernommen.



4. Götter, Göttinen und Heilige erhielten ihre Macht mit der Hilfe von Menstruationsblut

In vielen Sagen und Mythen hing die Kraft der Götter und Göttinnen von Menstruationsblut oder “dem roten Wein” ab. Viele von ihnen wurden überhaupt erst übernatürlich, als sie im Menstruationsblut badeten oder es tranken.

Odin beispielsweise, der Hauptgott der nordischen Mythologie, stahl und trank das Blut aus dem dreifachen Kessel im Leib von Mutter Erde, einer Metapher für den Schoßraum der Erde. Und auch Thor (der mit dem Hammer) erreichte das Land der Erleuchtung und des ewigen Lebens, indem er in einem Fluss aus Menstruationsblut der Riesinnen badete.

Auch ägyptische Pharaonen wurden göttlich, indem sie das Blut der Isis zu sich nahmen, ihre Bezeichnung für eine heilige Flüssigkeit. Das Hieroglyphenzeichen dafür war dasselbe wie für Vulva: eine yonische Schlinge. Die Schlaufe wurde oft rot bemalt dargestellt und stellte das weibliche Genital als Tor zum Himmel dar.

Die Taoisten gingen davon aus, dass ein Mann unsterblich (oder sehr langlebig) werden könne, wenn er Menstruationsblut bzw. "den Roten Yin-Saft aus dem geheimnisvollen Torweg der Frau" zu sich nahm. Im taoistischen China war rot eine heilige Farbe, die für Frauen, Blut, sexuelle Potenz und kreative Kraft stand.



5. Frauen wurden aufgrund ihres Menstruationsblutes verfolgt, gefoltert und getötet

Über Jahrhunderte galten ältere Frauen jenseits der Blutungsjahre als die weisesten Sterblichen. Im Gegensatz zu den jüngeren Frauen gelang es ihnen, ihr “weises” Blut zurückzuhalten. Noch im 17. Jahrhundert bestanden christliche Autoren darauf, dass alte Frauen mit magischen Kräften erfüllt seien, weil sie ihr Menstruationsblut zurück hielten und es in ihren Adern verbliebe.

Lange Zeit waren es darum vor allem genau diese “Weisfrauen”, die Heilkünste ausübten oder als Hebammen medizinisch begleiteten.

Nachdem diese Frauen aber lange Zeit aus genau diesen Gründen geachtet und respektiert wurden, riskierten sie während der düsteren Zeit der Hexenverfolgung ihr Leben. Insbesondere ältere Frauen wurden immer wieder wegen Hexerei verfolgt, gefoltert und getötet. So wurden im 16. und 17. Jahrhundert mindestens 200.000 Menschen in Europa hingerichtet wegen Hexerei. Ganze 85% von ihnen waren Frauen, die meisten über 40. Besonders im Fokus standen unverheiratete, ältere und arme Frauen, Heilerinnen und Hebammen.


6. Wenn eine menstruierende Frau einen Finger auf einen Bienenkorb legt, fliegen alle Bienen davon und kommen niemals wieder

Das stimmt natürlich nicht, aber Aberglaube ließ die Menschen genau dies glauben.

Die Gesetze des Manu, eine wichtige Schrift der Hindu, besagten, dass ein Mann

seine Weisheit, Energie, Sehkraft, Stärke und Vitalität verlieren würde, wenn er sich einer menstruierenden Frau auch nur nähere.

Im Talmud heißt es, wenn eine menstruierende Frau zwischen zwei Männern hindurchgeht, wird einer der beiden sterben.

Bei den Brahmanen erhielt ein Mann, der mit einer menstruierenden Frau Sex hatte, ein Viertel der Strafe, wie für den Mord an einem Brahmanen - die schlimmste Art von Verbrechen, das für sie existierte. Gerade bei den Brahmanen (mit die Urväter des Frauenhasses) wurden diverse vedische Mythen umgedeutet und als Propaganda missbraucht, um Frauen nicht bloß zu diffamieren, sondern zu viel mehr zu schikanieren und schlimmeres. Persische Patriarchen folgten dem brahmanischen Vorbild:

- Menstruierende Frauen müssten wie Gift gemieden werden,

- sie wären während ihrer Menstruation des Teufels

- und dürften die Sonne nicht ansehen,

- nicht in Wasser sitzen,

- mit einem Mann sprechen

- oder ein Altarfeuer ansehen.

Außerdem dachte man, dass Sex während der Menstruation Dämonen erzeugen würde.

In Persien glaubte man auch, die Menarche (die erste Blutung im Leben eines Menschen mit Gebärmutter) hänge damit zusammen, dass das Mädchen/die Frau sich mit einer Schlange vereinigt habe. Bei manchen Völkern, die das Konzept der Vaterschaft nicht verstanden, galten darum Frauen und Schlangen als heilig, Männer aber nicht (auch mal eine nette Abwechslung).

Im Judentum wurden viele Details aus der persischen Mythologie über Schlangen entnommen. So bekam Eva ihre Menstruation, nachdem sie im Garten Eden mit einer Schlange geschlafen hatte. Adam hatte keine Ahnung von Sex und Eva klärte ihn auf. Letztlich ist die Schlange oftmals eine Metapher der Menarche und ein Zeichen des Erwachens der weiblichen Urkraft.

Insbesondere unter persischen und jüdischen Patriarchen löste das menstruelle Bluten wahre Todesfurcht aus. Auch heute noch lehnen es orthodoxe Juden ab, Frauen die Hand zu schütteln, weil sie ja ihre Menstruation haben könnte. Außerdem

darf ein Mann sich nicht mit dem selben Wasser waschen wie eine Frau, weil es Spuren des Blutes enthalten könnte.

Andere Tabus und Mythen waren verschiedenerorts z.B. dass die Berührung einer menstruierenden Frau die Früchte des Feldes vernichten könnte, den Wein sauer mache, die Spiegel trübe, Eisen rosten lasse oder die Schneiden von Messern stumpf werden lasse.

Naja und eben die Nummer mit den Bienen, die ihren Bienenkorb verlassen und niemals wiederkommen. Wisst ihr Bescheid.


7. Menstruationsblut unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung von anderem Blut

Wer schon mal Kontakt aufgenommen hat mit seinem eigenen Periodenblut weiß, dass mit der Menstruation nicht bloß Blut aus der Gebärmutter fließt.

Zusätzlich sind auch noch abgestorbene Zellen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), Vaginalsekret, Zervixschleim und Bakterien der Vaginalflora enthalten. Das Blut aber unterscheidet sich auch noch leicht von anderem Blut unseres Körpers. So ist es geringer konzentriert als anderes venöses Blut, was bedeutet, dass Hämoglobin, Thrombozyten und Eisen in einem höheren Wasseranteil enthalten sind. Der ph-Wert ist aber identisch.


8. Menstruationsblut hat Heilkräfte

2008 entdeckte die australische Forscherin Caroline Gargett, dass im Menstruationsblut bzw. genauer gesagt in der abgebauten Gebärmutterschleimhaut zwei verschiedene Arten von Stammzellen enthalten sind. Und obwohl es keine zweite Gewebeart im Körper gibt, die so rasant schnell wächst, sich auf- und abbaut und so dicht von Blutgefäßen durchzogen ist wie die Gebärmutterschleimhaut, wurde sie jahrelang von der Wissenschaft nicht beachtet. Eine Art Aschenputtel-Gewebe

quasi, wie die Forscherin es selbst nennt.

Bisherige Forschungsergebnisse zeigten, wie unsagbar wandlungs- und teilungsfähig die Stammzellen des Menstruationsblutes sind und wie immens darum ihr Potenzial als Arzneimittel ist.

Bereits nach kurzer Zeit konnten aus genau diesen Zellen ganze 9 verschiedene Gewebearten gezüchtet werden: Knochen-, Herz-, Fett-, Muskel-, Nerven- und Leberzellen, sowie Zellen der Lungenschleimhaut, Bauchspeicheldrüse und der inneren Blutgefäßwände.

Darüber hinaus zeigten Untersuchungen sowohl an Tieren als auch an Menschen eine extrem gute Verträglichkeit.

Ein weiterer Vorteil: Mit bereits 2 ml Menstruationsblut können sage und schreibe 10.000 Menschen behandelt werden (zum Vergleich: Je Menstruation verliert eine menstruierende Person etwa 30-80 ml Blut). Die Beschaffung ist ethisch einwandfrei vertretbar und nicht invasiv, bedenkt man z.B. die Risiken und Beschwerden, die mit einer Knochenmarkspende einhergehen.

MenSC (Menstrual Stem Cells = Menstruationsstammzellen) werden mittlerweile

weltweit erforscht. Eine besonders wichtiger und bedeutender Forschungsbereich könnte die immunmodulierende Wirkung von MenSC sein. Hierbei wird ihr Einsatz bei entzündlichen und tumorösen Erkrankungen untersucht. Allerdings steckt diese Forschung momentan wohl noch sehr in den Kinderschuhen.

Eine Übersichtsarbeit von 2019 machte es sich zur Aufgabe, alle Forschungsbereiche aufzulisten, bei denen MenSC bereits zum Einsatz kamen und dabei vielversprechende Ergebnisse erzielte:

  • Leberfibrose

  • Diabetes mellitus Typ 1

  • Schlaganfälle

  • Duchenne-Myopathie

  • Kritische Extremitätenischämie

  • Eierstockkrebs

  • Herzinfarkt

  • Asherman-Syndrom

  • Alzheimer

  • akute Lungenverletzung

  • Hautverletzung

  • Endometriose

Bedenkt man, wie jung die Forschung am Menstruationsblut ist, sind diese Ergebnisse der schiere Wahnsinn! Seien wir also gespannt, was da in den nächsten Jahren noch herausgefunden wird.


9. Menstruationsblut kann bei der Diagnose und Behandlung von Endometriose eingesetzt werden

Etwa 10-15% aller Menschen mit Gebärmutter leiden an Endometriose, einer chronischen, bisher nicht heilbaren und primär nicht tödlichen Erkrankung bei der gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst.

Das Gewebe verhält sich zyklisch, verändert sich vor allem unter dem Einfluss von Östradiol und führt häufig u.a. zu massiven Unterleibsschmerzen, ausstrahlenden Schmerzen, Verdauungsbeschwerden, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Fatigue und oftmals auch einem unerfüllten Kinderwunsch.

Die Endometrioseherde bluten mit der Menstruation ab, wobei das Blut vom umliegenden Gewebe aufgenommen und resorbiert wird. Das wiederum führt zu Reizungen, Entzündungen, Zysten, Verwachsungen und Verklebungen an den befallenen Organen und Körperstellen.

Die Diagnosestellung, die in Deutschland aktuell in der Regel über eine Bauchspiegelung erfolgt, braucht im Durchschnitt 10,4 Jahre. Dies hat unterschiedliche Gründe: Zum einen wird Endometriose auch als das Chamäleon der Gynäkologie bezeichnet. Die Symptome sind so wandelbar, dass sie sich oftmals nicht sofort zu einem Puzzle zusammenfügen. Außerdem ist Endometriose häufig

auch noch recht unbekannt und wird zudem auch noch gut und gerne verharmlost. Medical Gaslighting ist hier ein riesiges Ding. Eine absolute Katastrophe bedenkt man, dass Endo die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung ist und halt wirklich eine absolute Qual für die Betroffenen, wodurch die Lebensqualität oftmals massiv leidet.

2018 veröffentlichte eine Forscher*innengruppe ihre Untersuchungsergebnisse in Bezug auf das diagnostische Potenzial von Menstruationsblut bei Endometriose. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Untersuchung von Menstruationsblut im Labor durchaus Aufschluss darüber geben kann, ob eine Endometriosediagnose vorliegt. Diese Art der Diagnosestellung wäre nicht nur deutlich weniger invasiv und kostenintensiv, sondern könnte auch zu früheren Diagnosezeitpunkten führen und damit zu einem früheren Beginn der Behandlung. Und das wiederum könnte vermutlich in vielen Fällen das Ausmaß der Erkrankung und ihrer Symptome deutlich mildern.


10. Stammzellen aus Menstruationsblut können bei Eierstockkrebs als Behandlungsmethode eingesetzt werden

Eierstockkrebs gehört zu den Krebsdiagnosen mit der höchsten Sterblichkeitsrate. Standardmäßig werden die Betroffenen mit einer bestimmten Chemotherapie behandelt. Als Folge der Erkrankung und Behandlung kommt es besonders häufig bei Frauen unter 40 zu vorzeitigem Eierstockversagen und damit zu Unfruchtbarkeit. Tierversuche an Mäusen konnten bereits zeigen, dass MenSC (Menstruationsstammzellen), dazu beitrugen, die Fruchtbarkeit der Mäuse wiederherzustellen.

Transplantierte MenSC konnten demnach bereits eine wichtige Rolle spielen bei der

Regeneration der Eierstockfunktionen. Sie erzeugen bestimmte Zytokine (spezielle Proteine, die das Wachstum und die Differenzierung von Zellen regulieren), die ovarielle Schäden reparieren und die Heilung der Eierstöcke anregen.

Aktuell wird zudem geforscht, inwiefern MenSC sogar dazu beitragen können, bösartige Tumore des Eierstockepithels zu behandeln.

Krebs behandeln oder sogar heilen mithilfe von Menstruationsblut- wenn das nicht einfach ein absolutes Wunder ist!


Quellen







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